Nitrox Diving – länger Tauchen mit angereichertem Sauerstoff

Jan 21, 2020 | 0 Kommentare

So faszinierend das Tauchen auch ist, kann kein Taucher leugnen, dass es ein gewisses Sicherheitsrisiko mit sich bringt. Deswegen ist es notwendig, dass Taucher sich zu hundert Prozent auf ihre Ausrüstung verlassen können. Besonders wichtig dabei ist das Atemgasgemisch in der Taucherflasche, ohne das den Tauchern buchstäblich die Puste ausgehen würde.

Hier kommt Nitrox ins Spiel. Dieses gewinnt, vor allem unter gesundheitsbewussten Tauchern, immer mehr an Beliebtheit. Doch was ist Nitrox eigentlich und wieso bevorzugen manche Taucher es gegenüber anderen Atemgasen? Welche Kurse gibt es zum Nitrox-Tauchen und wie teuer sind sie? Diese und weitere Fragen sollten Taucher berücksichtigen, wenn sie sich für das Tauchen mit Nitrox interessieren.

 

—Inhaltsverzeichnis—

Was ist Nitrox?

Das Wort Nitrox setzt sich aus Nitrogen, englisch für Stickstoff, und Oxygen, englisch für Sauerstoff, zusammen. Ein anderer Begriff, der vor allem unter englischsprachigen Tauchern verwendet wird, ist EAN, Abkürzung für Enriched Air Nitrox.

Bei Nitrox handelt es sich um ein Atemgasgemisch, das sich durch einen höheren Sauerstoffanteil als normale Luft auszeichnet. So liegt der Anteil bei Nitrox zwischen 32-40%, während in der normalen Luft ca. 21% Sauerstoff enthalten sind.

Wie tief kann man mit Nitrox tauchen?

Wichtig beim Tauchen mit Nitrox ist es, auf die Tauchtiefe zu achten. Nitrox sollte nur bei Tauchgängen eingesetzt werden, bei denen nicht tiefer als ungefähr 35-40 Meter getaucht wird. Fürs Tieftauchen ist Nitrox also nicht das geeignete Gas. Hier eignen sich Atemgasgemische aus Sauerstoff und Helium, wie beispielsweise Heliox besser. Für Sporttaucher allerdings stellt Nitrox eine attraktive Alternative zu anderen Atemgasgemischen dar.

Wie tief kann ein Taucher normalerweise tauchen?

Normale Sporttaucher können generell bis zu 40 Meter tief tauchen, in manchen Fällen sogar bis zu 60 Meter tief. Es gibt allerdings Ausnahmen, so wie Berufstaucher oder technische Taucher, die Tauchtiefen von bis zu 200 Metern gewohnt sind. Bis zu 500 Meter tief ist es theoretisch sogar möglich, ohne Panzeranzug zu tauchen.

Welche Mischungen gibt es?

Die Atemluftgemische, die einen höheren Sauerstoffanteil als 21% besitzen, werden als Nitrox, oder als Enriched Air (EAN) bezeichnet. Es gibt unterschiedliche EAN-Mischungen, je nach Höhe des Sauerstoffgehalts. Das gängigste Gemisch ist hierbei EAN32, dabei steht die Zahl 32 für einen Sauerstoffanteil von 32%. Mit diesem Gemisch ist eine Tauchtiefe von maximal 40 Metern erlaubt, die absolute Obergrenze für Sporttaucher.

In den Tauchregionen, in denen häufig bis zu 40 Meter tief getaucht wird, werden oft andere Mischungen benutzt, wie zum Beispiel mit EAN28. Dabei wird der maximale Partialdruck von 1,4 bar in 40 Meter Tiefe nicht überschritten.

An den Tauchflaschen lässt sich leicht erkennen, ob sich ein Nitrox-Gemisch oder Pressluft in ihnen befindet. Die Flaschen, die Nitrox enthalten sind haben nämlich eine grüne oder gelbe Kennzeichnung, woran sie schnell zu erkennen sind.

Vor- und Nachteile von Nitrox

Das Tauchen mit Nitrox hat gegenüber der Verwendung von Pressluft verschiedene Vorteile. Vor allem in Gesundheitsbelangen scheint Nitrox eine vielversprechende Alternative zu sein.

Die wichtigsten Vorteile sind:

  • Geringere Mikroblasenbildung: Sogenannte Mikroblasen stellen eine Gefahr für Taucher dar, entstehen allerdings bei jedem Tauchgang. Forschungen ergaben, dass diese Bläschen für Schäden im Gehirn zuständig sein könnten. Da der Stickstoffanteil bei Nitrox deutlich niedriger ist als bei Pressluft, entstehen auch weniger Mikrogasblasen. Dies kann Tauchern einen wichtigen gesundheitlichen Vorteil bieten.
  • Besseres Gefühl nach dem Tauchen: Angeblich fühlen sich viele Taucher nach dem Tauchgang weniger müde, wenn sie Nitrox anstatt Pressluft verwendet haben. Wissenschaftliche Belege für dieses Phänomen gibt es bislang allerdings noch nicht.
  • Längere Nullzeit: Um dieses Argument zu verstehen, ist zunächst wichtig zu wissen, was die Nullzeit überhaupt ist. Bei Tauchgängen gelangt der Stickstoff des Atemgasgemisches in Blut und Gewebe des Tauchers. Je tiefer getaucht wird, desto länger ist somit die Einwirkzeit des Stickstoffs im Körper des Tauchers. Dadurch entsteht bei einem zu schnellen Auftauchen das Risiko, dass der Stickstoff im Körper Gasblasen bildet. Die Gefahr der sogenannten Taucherkrankheit soll unbedingt vermieden werden, was nur dann sichergestellt ist, wenn die Stickstoffkonzentration in Blut und Gewebe des Tauchers einen bestimmten Wert nicht übersteigt. Die Nullzeit gibt hierbei die Zeitspanne an, die notwendig ist bis dieser Grenzwert erreicht wird. Im Falle von Nitrox und dessen geringerem Stickstoffanteil verlängert sich die Nullzeit. Es gelangt weniger Stickstoff in den Körper des Tauchers als beim Tauchen mit Pressluft und erlauben somit längere Tauchgänge ohne Gefahr der Gasblasenbildung.

Die wichtigsten Nachteile des Tauchens mit Nitrox sind:

  • Geringere maximale Tauchtiefe: Anders als beim Tauchen mit anderen Atemgasgemischen sollten Taucher, die mit Nitrox tauchen eine maximale Tiefe von 35-40 Metern nicht überschreiten. Dies liegt daran, dass durch den höheren Sauerstoffanteil des Nitrox ein Teildruck von 1,4-1,6 bar schneller vorliegt als bei anderen Atemgasen.
  • Risiko der Sauerstoffvergiftung: Der höhere Sauerstoffanteil des Nitrox sorgt auch dafür, dass die Gefahr einer Sauerstoffvergiftung Diese Gefahr besteht bei einem Sauerstoffteildruck von mindestens 1,6 bar. Mit einer Sauerstoffvergiftung ist nicht zu spaßen. Die Symptome sind unter anderem plötzlich auftretende Krampfanfälle, Übelkeit, Erbrechen und Tinnitus. Um dieses Risiko zu vermeiden, sollten Taucher unbedingt darauf achten, den maximalen Sauerstoffteildruck nicht zu überschreiten.

Gibt es spezielle Taucherausrüstungen fürs Tauchen mit Nitrox?

Beim Nitrox-Tauchen wird generell die gleiche Standardausrüstung benötigt, die bei regulären Tauchgängen genutzt wird. Diese besteht aus dem Lungenautomaten und Oktopus, Maske, Flossen, Schnorchel, Tarierjacket, Neoprenanzug und Tauchcomputer. Es sollte darauf geachtet werden, dass Tauchcomputer in diesem Fall über einen Nitrox Modus verfügen. Dazu kommen eine Pressluftflasche, der Bleigurt inklusive Blei, eine Tauchlampe und eine Sicherheitsboje. Dazu können weitere Accessoires wie ein Tauchmesser kommen, oder bei niedrigen Wassertemperaturen Kleidung wie Handschuhe oder Füßlinge.

Wichtig ist für außerdem für Taucher in Deutschland und Österreich zu wissen, dass laut Gesetz für Atemgase mit einem Sauerstoffanteil von mehr als 21% sogenannte Nitroxautomaten verwendet werden müssen. In anderen Ländern ist die Gesetzeslage so, dass reguläre Atemregler bei Gemischen, deren Sauerstoffanteil bei maximal 40% liegt, verwendet werden können. Beträgt der Sauerstoffanteil mehr als 40%, müssen auch hier spezielle Regler benutzt werden.

Auch wenn bei der Verwendung von herkömmlichen Reglern bei Gemischen von einem Sauerstoffanteil von bis zu 40% normalerweise nichts passiert, sollte man dies in Deutschland und Österreich vermeiden. Denn für den Fall, dass doch etwas passieren sollte, haftet die Versicherung nur dann, wenn der passende Nitrox Regler verwendet wurde. Dieser ist auf den höheren Sauerstoffgehalt des Atemgemischs ausgelegt.

Was du zum Tauchen mit Nitrox brauchst

Um mit Nitrox tauchen zu gehen, muss in jedem Fall ein dementsprechender Tauchkurs besucht und das Nitrox Brevet erlangt werden. Angebote gibt es hierfür viele. Einen Nitrox Kurs bieten alle großen Tauchverbände an. Generell lässt sich der Kurs schnell und unkompliziert absolvieren, nach einem Tag hat man diesen meist bereits abgeschlossen.

Der Nitrox Kurs bietet sich vor allem für Urlaubstaucher an, da Nitrox Kurse oft auf Tauchsafaris absolviert werden können. Bei PADI nennt sich der entsprechende Kurs Enriched Air Diver Specialty, bei CMAS Enriched Air Nitrox Diver und bei SSI Enriched Air Diver (Nitrox).

Was du im Nitrox Kurs lernst und was er dich kostet

Die Lerninhalte der offiziellen Nitrox Kurse beinhalten praktisches und theoretisches Wissen. Die Kurse konzentrieren sich vor allem auf die folgenden Lernschwerpunkte:

  • Umgang mit dem Tauchcomputer beim Tauchen mit Enriched Air Nitrox
  • Theoretischer Hintergrund zur Wirkung des höheren Sauerstoffgehalts
  • Ausrüstung beim Tauchen mit Nitrox
  • Umgang mit den Wirkungen des Sauerstoffs
  • Analyse von Sauerstoff- und Stickstoffgehalt des Atemgemischs in der Tauchflasche

Generell können die Inhalte des Nitrox Kurses relativ schnell und einfach erlernt werden. Auch die Kosten sind überschaubar, vor allem wenn man als Urlaubstaucher einen Kurs absolviert. In Europa beträgt der Preis für den Nitrox Kurs inklusive Brevet und passenden Lernmaterialien um die 100€. Die Praxistauchgänge sind hierbei nicht im Preis mit inbegriffen. Wird der Kurs im Laufe einer Tauchsafari oder zusammen mit dem ersten Tauchschein absolviert, so fallen die Kosten oft noch geringer aus.

Berechnen des Partialdrucks und der MOD

Besonders wichtig beim Tauchen mit Nitrox ist es, zu wissen, was der Partialdruck ist und in welcher Verbindung er zum Sauerstoff im Atemgasgemisch steht. Unter dem Partialdruck versteht man den Teildruck eines Gases, der für eine bestimmte Tauchtiefe gilt.

Er ist insofern von Bedeutung, als dass eine Überschreitung des Partialdrucks von 1,6 bar die Gefahr einer Sauerstoffvergiftung droht. Generell wird mit einem Sicherheitspuffer gerechnet, sodass der maximale Partialdruck meist mit 1,4 bar angegeben wird.

Berechnet wird der Partialdruck folgendermaßen: Der prozentuale Anteil des Gases wird durch 100 geteilt und danach mit dem Umgebungsdruck multipliziert. Beim Beispiel von einem Partialdruck von 22% Sauerstoff in 1 bar Umgebungsdruck bedeutet dies einen Partialdruck von 0,22.

22 : 100 x 1 = 0,22

Die MOD steht für die maximale Tauchtiefe des Nitrox-Gemisches. Sie wird berechnet, indem der maximale Sauerstoff-Partialdruck (welcher 1,4 oder 1,6 bar beträgt) durch den Partialdruck des Sauerstoffs im Atemgasgemischs geteilt wird. Davon wird 1 bar subtrahiert und diese Summe daraufhin mit 10m/bar multipliziert. Im Falle eines EAN28 Nitrox-Gemisches und einem maximalen Partialdruck bedeutet dies zum Beispiel eine Maximaltiefe von 40 Metern.

(1,4 : 0,28 – 1) x 10 = 40

Bei dieser Atemgasmischung und dem Partialdruck von 1,4 bar sollte also nicht tiefer als 40 Meter getaucht werden.

Fazit

Die Meinungen dazu, ob Nitrox eine geeignete Alternative zum Tauchen mit Pressluft darstellt, gehen auseinander. Für Sporttaucher, die gerne lange tauchen, eine gewisse Tiefe von ca. 35-40 Metern nicht überschreiten und großen Wert darauf legen, gesundheitliche Risiken wie zum Beispiel die Taucherkrankheit zu vermeiden, für die eignet sich Nitrox besonders gut.

Für sie lohnt sich deshalb die Ausbildung, die von PADI, CMAS und SSI angeboten wird und für das Tauchen mit Nitrox notwendig ist. Diese Ausbildung ist meist in kurzer Zeit zu absolvieren und auch bezogen auf die Kosten überschaubar. Allerdings sollte nicht vergessen werden, dass auch mit einem höheren Sauerstoffgehalt ein gewisses gesundheitliches Risiko einhergeht. Deshalb sollten Taucher unter allen Umständen darauf achten, welche maximale Tauchtiefe für sie geeignet ist.