Die Taucherkrankheit – Dekompressionskrankheit

Jun 25, 2020 | 3 Kommentare

Wahre Tauchfans setzen sich hin und wieder bestimmten Gefahren aus. Ob starke Strömungen, Tauchgänge in Schiffswracks, in denen man an spitzen Gegenständen hängen bleiben könnte, oder potenziell gefährliche Meeresbewohnerängstlich sind Taucher selten. Doch einer der größten Risikofaktoren für Taucher ist die sogenannte Dekompressionskrankheit, auch Taucherkrankheit genannt. Diese kann minimale, aber leider auch verheerende Folgen haben und sollte deshalb von Tauchanfängern wie auch von Profis unbedingt ernst genommen werden. Wobei genau es sich bei der Taucherkrankheit handelt, welche Symptome mit ihr einhergehen, wie sie therapiert oder von vorneherein vermieden kann, erklärt der folgende Artikel.

 

—Inhaltsverzeichnis—

Was ist ein Tauchunfall?

Unter Tauchunfällen versteht man mehr oder weniger gefährliche Zwischenfälle, die bei einem Tauchgang geschehen oder durch einen Tauchgang ausgelöst werden. Dazu gehört vor allem das Barotrauma, Gasembolien und die Dekompressionskrankheit. Ein Barotrauma tritt generell meist in der Kompressionsphase auf. Hierbei kann es sich um das Nasennebenhöhlen-Barotrauma und um das Mittelohr-Barotrauma handeln. Ein Barotrauma entsteht dann, wenn der angemessene Druckausgleich beim Tauchen misslingt. Das gilt nicht nur für Gerätetaucher sondern besonders für Apnoetaucher. Selbst beim Tauchen im Schwimmbad kann ein Barotrauma auftreten und kann durch ordnungsgemäßen Druckausgleich vermieden werden.

Eine andere schwerwiegende Verletzung kann in der Dekompressionsphase auftreten, wenn der Aufstieg aus einer Tauchtiefe mit eingeatmeter Pressluft erfolgt und diese nicht zur selben Zeit abgeatmet wird. Dabei kann die Gefahr einer Lungenüberdehnung entstehen. Dringt außerdem das Atemgas während der Dekompressionsphase in die Blutgefäße ein, kann dies zu einer arteriellen Gasembolie führen.

Was ist die Taucherkrankheit/Dekompressionskrankheit?

Die Taucherkrankheit ist auch unter den Namen Dekompressionskrankheit, Druckfallkrankheit und Caissonkrankheit bekannt. Hierbei handelt es sich um einen Dekompressionsunfall, der dann entsteht, wenn das Auftauchen während des Tauchgangs aus einer Tauchtiefe zu schnell erfolgt und dementsprechend der Wechsel von einem hohen zu einem niedrigeren Umgebungsdruck in zu kurzer Zeit geschieht. Bei diesem Vorgang gelangen gelöste Gase wie Stickstoff und Helium in das Körpergewebe des Tauchers ein und führt zu Stickstoffbläschen. Dies führt zum Auftreten verschiedener Symptome.

Was sind die Symptome der Taucherkrankheit?

Die Symptome der Caissonkrankheit werden in zwei unterschiedliche Typen eingeteilt. Bei Typ 1 treten leichte Beschwerden auf, die sich meistens in Form von Schmerzen äußern. Zu diesen Symptomen zählen vor allem:

  • Schmerzen an den Muskeln
  • Gelenkschmerzen
  • Emphysem auf der Haut
  • Ödeme
  • Embolien
  • Juckende Haut (auch Taucherflöhe genannt)

Auch eine ungewöhnliche Müdigkeit kann auf eine Dekompressionskrankheit des Typen 1 hindeuten.

Bei dem zweiten Typen des Dekompressionsunfalls tritt eine schwerere Symptomatik auf. Diese kann mitunter von neurologischen Ausfällen begleitet sein. Zu den typischen Symptomen gehören:

  • Sehverlust
  • Hörverlust
  • Lähmungen
  • Bewusstseinsverlust

In schlimmen Fällen der Dekompressionskrankheit Typ 2 kann sogar ein Atemstillstand auftreten. Ein schwerer Verlauf der Krankheit kann im schlimmsten Fall den Tod des Tauchers bedeuten. Taucher sollten bedenken, dass einige Symptome auch erst verzögert nach dem Tauchgang auftauchen können.

Diese Spätfolgen drohen bei der Taucherkrankheit

Die Dekompressionskrankheit macht sich manchmal auch noch Jahre nach dem Tauchunfall schmerzlich bemerkbar. Die aseptische Knochennekrose gehört zum Beispiel zu den furchtbaren Spätfolgen, unter denen manche Menschen leiden. Dabei zerstört sich das Knochengewebe vorwiegend im Schulter- und Hüftbereich. Das wiederum verursacht chronische Schmerzen und Behinderungen.

Bei Freizeittauchern ist diese schwere Krankheit eher selten, meistens tritt sie bei Tauchern auf, die beruflich in tiefen Unterwasserbehausungen aktiv sind. Auch Menschen, die an Land unter Druckluft arbeiten, können betroffen sein. Das Tückische: Normalerweise können die Patienten und Patientinnen kein Ereignis benennen, das die Krankheit ausgelöst hat. Die Symptome sind sozusagen plötzlich da. Wahrscheinlich ist in diesem Fall eine nicht diagnostizierte Taucherkrankheit die Ursache. Noch dazu treten die Schmerzen und Symptome der Knochennekrose erste spät und sehr schleichend auf. Wenn sie erkannt wird, führt oft kein Werk mehr um ein künstliches Gelenk herum.

Eine zweite mögliche Spätfolge sind neurologische Dauerschäden. Dazu gehören Lähmungserscheinungen bei unerkannten oder falsch behandelten Rückenmarksschäden. Diese Schäden sind häufig so schwerwiegend, dass sie sich kaum wieder beheben lassen und einen langen Leidensweg nach sich ziehen. Sauerstoffbehandlungen in der Hochdruckkammer haben sich als gute Methode erwiesen, die den Heilungsprozess fördert.

Alles in allem wird spätestens hier klar: Eine Taucherkrankheit ist alles andere als ein erstrebenswertes Ziel. Darum sollten Taucher stets gut auf sich achten, alle Regeln einhalten und keine vorbeugende Maßnahme vergessen.

Was passiert bei der Taucherkrankheit im Körper?

Wird bei einem Tauchgang Pressluft verwendet, erfolgt eine Ablösung von Stickstoff aus der Atemluft, welche ins Körpergewebe gelangt. Wie stark diese Ablösung ist, hängt von der Dauer und der Tiefe des Tauchgangs ab. Bei einem erhöhten Umgebungsdruck lösen sich die Gase vermehrt, was zu einem erhöhten Gasblasen-Anteil im Gewebe und Blut des Tauchers führt. Beim Auftauchen fällt der Umgebungsdruck wieder ab, dabei wird der sich im Gewebe befindende Stickstoff wieder in die Blutbahn abgegeben. Über die Lunge werden die überschüssigen Gasblasen dann wieder ausgeatmet. Läuft bei einem Tauchgang alles nach Plan, erfolgen diese Prozesse ohne Probleme und körperliche Schädigungen ab. Im Falle der Taucherkrankheit verstopfen die gelösten Stickstoffblasen jedoch die Blutgefäße des Tauchers. Dies kann eine arterielle Gasembolie auslösen. Bilden sich die Gasblasen im Körpergewebe oder im Rückenmark des Tauchers, kann die Gasembolie im schlimmsten Fall zu einer Schädigung der Nerven und zu Paralysen führen.

Warum darf man nicht zu schnell auftauchen und warum sollte man beim Tauchen nie die Luft anhalten?

Beim Auftauchen findet eine Verringerung des Umgebungsdruckes statt. Taucht man am Ende eines Tauchganges zu schnell auf, besteht die Gefahr, dass die Änderung des Umgebungsdruckes in kurzer Zeit dazu führt, dass der Stickstoff, welcher nicht abgeatmet werden kann, Stickstoffbläschen bildet. Diese gelangen in Gewebe und Blut des Tauchers, was die Taucherkrankheit auslöst, die von ernst zu nehmenden gesundheitlichen Schäden begleitet werden kann. Taucher sollten niemals die Luft anhalten, damit das Abatmen des Stickstoffes ungehindert ablaufen kann und die Dekompressionskrankheit so vermieden wird.

Was passiert bei einem Tiefenrausch?

Ein Tiefenrausch ist eine Art rauschartiger Zustand, den Taucher bei einem Tauchgang ab ca. 30 Metern Wassertiefe aufweisen können. Durch einen hohen Stickstoffpartialdruck findet in dieser Tiefe eine hohe Ablösung von Stickstoff statt. Dies kann zu Beeinträchtigungen des zentralen Nervensystems des Tauchers führen und somit den Tiefenrausch, der sich durch kognitive Einschränkungen und Euphoriezustände äußern kann, auslösen. Tritt der Tiefenrausch auf, sollte sofort in eine geringere Wassertiefe aufgetaucht werden. Dies darf allerdings nicht zu schnell geschehen, da sonst die Gefahr der Dekompressionskrankheit besteht. Ein kontrollierter Aufstieg kann mithilfe des Tauchcomputers vollzogen werden.

Was sind die Ursachen für die Taucherkrankheit?

Zu einer Dekompressionskrankheit kann es dann kommen, wenn ein Taucher am Ende des Tauchganges zu schnell wiederauftaucht. Dabei kommt es zur Bildung von Stickstoffbläschen im Blut, welche die Symptome der Taucherkrankheit auslösen können. Verschiedene Faktoren können das Risiko einer Taucherkrankheit erhöhen:

  • Dehydrierung
  • Erschöpfung
  • Hohes Alter
  • Fettleibigkeit
  • Besonders kaltes Wasser
  • Hohe Belastung
  • Herzfehler wie beispielsweise ein Loch im Herz

Was tun bei der Taucherkrankheit?

Wenn nach einem Tauchgang der Verdacht besteht, dass man an einer Dekompressionskrankheit leidet, sollte direkt der Notarzt gerufen werden. Hierbei sollte in jedem Fall erwähnt werden, dass der Verdacht auf einen Tauchunfall besteht, damit dementsprechend ein zuständiges Versorgungszentrum und gegebenenfalls die nahe liegendste Überdruckkammer, informiert wird. Als erste Maßnahme erfolgt generell die Zufuhr von reinem Sauerstoff. Dieser sorgt für einen schnelleren Stickstoffbläschen-Abbau im Blut des Erkrankten. Auch die Aufnahme von Flüssigkeit ist wichtig. Des Weiteren sollte sichergestellt werden, dass der betroffene Taucher weder unterkühlt noch überhitzt ist. Liegen schwere Symptome vor, wird der Patient meist in einer Überdruckkammer behandelt, in der er unter einem erhöhten Umgebungsdruck reinen Sauerstoff einatmet.

Lebensrettende Sofortmaßnahmen

Handelt es sich um die Symptome der Dekompressionskrankheit Typ 2, sollten sofort Erste-Hilfe-Maßnahmen ergriffen werden. Im schlimmsten Fall kann sogar eine Herz-Lungen-Wiederbelebung notwendig sein. Befindet sich der Betroffene bei klarem Bewusstsein, sollte er viel Flüssigkeit zu sich nehmen und vor Kälte und Hitze geschützt werden.

Druckluftkrankheit Behandlung

Treten nur leichte Symptome auf, kann eine Gabe von Sauerstoff bereits ausreichen. Doch selbst wenn die Beschwerden durch diese Maßnahme schnell wieder verschwinden, sollte ein Arzt aufgesucht werden, der mögliche gesundheitliche Schäden genau einschätzen kann. Handelt es sich um schwere Symptome, wird meist eine Behandlung in einer Druckkammer empfohlen. Dazu kommt in jedem Fall eine gründliche Untersuchung des Patienten, um jegliche Verletzungen und Schädigungen ausfindig zu machen. In schlimmen Fällen ist zusätzlich zur Behandlung in der Druckkammer eine fachspezifische Behandlung notwendig, die zum Beispiel von Experten der Neurologie durchgeführt wird.

Wie lässt sich die Taucherkrankheit vermeiden?

Es gibt mehrere Maßnahmen, die ergriffen werden können, um zu vermeiden, dass die Taucherkrankheit auftritt. Diese Maßnahmen orientieren sich naturgemäß eng an den Auslösern. Die Wichtigste von ihnen besteht darin, die vorgeschriebenen Auftauchzeiten / Dekompressionszeiten einzuhalten, auch wenn es ungeduldigen Menschen schwerfällt. Die Dekompressionszeit ist die Zeit, die mindestens nötig ist, um unbeschadet wieder aufzutauchen. Nimm außerdem immer einen Tauchpartner mit, damit dir im Notfall jemand zur Seite steht. Sonst vergehen womöglich wertvolle Minuten, die über Leben und Tod entscheiden können.

Lege deinen Fokus auf eine ausreichende Tiefenkontrolle und einem kontrollierten Auftauchen. Hierbei kann beispielsweise der Tauchcomputer helfen. Nitrox-Atemgasgemische, die einen erhöhten Sauerstoffgehalt aufweisen, können ebenfalls das Risiko eines Dekompressionsunfalls verringern.

Auch wenn es im Urlaub verlockend erscheint: Kombiniere keine langen Partynächte mit deinen Tauchgängen. Gehe niemals unausgeschlafen, verkatert oder dehydriert tauchen, sondern versorge dich in ausreichender Menge mit Schlaf, Nahrung und Wasser. Lass den Alkohol außen vor.

Das Risiko für die Taucherkrankheit kannst du außerdem senken, indem du im Alltag regelmäßig Sport treibt und so ein möglichst hohes Fitness-Level erreichst. Reduziere eventuelles Übergewicht und meide allzu kaltes Wasser, wenn du empfindlich dagegen bist. Und: Übernimm dich nicht! Denn wer in kürzester Zeit möglichst viele Tauchgänge hinter sich bringt, sorgt für eine erhöhte Stickstoffansammlung im Gewebe. Dieser Stickstoff benötigt genügend Zeit, auszugasen.

Für den Fall, dass man mehrere Tage hintereinander Tauchgänge unternommen hat, wird empfohlen, sich zunächst mindestens 12 Stunden in Höhe des Wasserspiegels aufzuhalten, bevor man sich in höhere Gebiete begibt. Dementsprechend sind auch Flugreisen erst nach Ablauf dieser Dauer wieder bedenkenlos möglich. Ansonsten kann es passieren, dass durch den Luftdruckabfall im Flieger viele neue Gasbläschen in deinem Blut und deinem Gewebe entstehen, die dir schaden. Entspanne dich deshalb nach dem Tauchen erst einmal in aller Ruhe an Land – und trete dann erst den Heimflug an.

Was tun, wenn schon eine leichte Erkrankung vorliegt?

Für den Fall, dass bereits eine leichte Dekompressionskrankheit aufgetreten ist, von der man sich soweit erholt hat, sollte man eine Tauchpause von mindestens zwei Wochen einlegen. Im Falle einer schweren Taucherkrankheit sollte man mindestens einen Monat auf das Tauchen verzichten. Damit wieder beginnen sollte man zudem nur dann, wenn man vorher ein Gespräch mit seinem Arzt geführt hat. Vor dem nächsten Tauchgang wird in jedem Fall empfohlen, sich einmal ärztlich durchchecken zu lassen, damit beispielsweise mögliche ernstzunehmende Erkrankungen wie ein Herzfehler ausgeschlossen werden können.

Der Taucherkrankheit vorbeugen: Maßnahmen im Überblick

  • Mindest-Auftauchzeiten / Dekompressionszeiten einhalten
  • Auf kontrolliertes Auftauchen mit Tiefenkontrolle achten
  • Ausschließlich mit Tauchpartner tauchen gehen
  • Nitrox-Atemgasgemische verwenden
  • Auf genügend Schlaf, Nahrung und Wasser achten
  • Vor Tauchgängen auf Alkohol verzichten
  • Im Alltag auf eine möglichst hohe Fitness achten
  • Übergewicht fleißig reduzieren
  • Allzu kaltes Wasser meiden
  • Nicht zu oft in kurzer Zeit tauchen gehen
  • Nach dem letzten Tauchgang mindestens 12 Stunden nicht fliegen

Fliegen nach der Taucherkrankheit

Nachdem man Symptome der Taucherkrankheit aufgewiesen hat, sollte zunächst der Rat eines Arztes eingeholt werden. Dieser kann einen dazu beraten, wann der nächste Tauchgang oder die nächste Flugreise wieder möglich sein wird. Auch wenn keine Symptome der Dekompressionskrankheit auftreten, sollte im Zeitraum von 12 bis 24 nach einem Tauchgang ein Höhenunterschied vermieden werden, da die Dekompressionskrankheit verzögert ausgelöst werden kann. Aus diesem Grund ist von Tauchgängen und Flügen in dieser Zeit abzuraten.

Warum tritt die Taucherkrankheit nicht bei Walen auf?

Bei dem nicht unbeachtlichen Risiko für Menschen, an der Taucherkrankheit zu leiden, stellt sich die Frage, wieso andere Lebewesen nicht daran erkranken. So haben beispielsweise Wale keine Probleme mit den Veränderungen des Umgebungsdruckes. Dies kann vor allem dadurch erklärt werden, dass die Atemorgane von Walen an das Tauchen angepasst sind. Wissenschaftler vermuten, dass beim tiefen Tauchen ein Teil der Lunge der Meeresbewohner kollabiert, was dazu führt, dass nur eine begrenzte Menge an Stickstoff in ihr Blut gelangt. Aus diesem Grund bilden sich beim Auftauchen weniger Stickstoffblasen und die Tauchkrankheit tritt gar nicht, beziehungsweise nur sehr selten, auf.

Ist Tauchen gesund?

Auch wenn man aufgrund der gesundheitlichen Risiken der Taucherkrankheit meinen könnte, dass das Tauchen für den Menschen ungesund sein könnte, bestehen diese Risiken bei einer korrekten Tauchweise nicht. Tauchen ist definitiv gesund, denn es trainiert nicht nur die Ganzkörpermuskulatur des Menschen, sondern hält ihn auch mental fit. Aus diesem Grund bestehen bei einer vorsichtigen und korrekten Tauchweise überwiegend gesundheitliche Vorteile.

Rückblick auf die Geschichte der Dekompressionsforschung

1670 

Die Wurzeln der Dekompressionsforschung liegen im Jahr 1670, als Robert Boyle mit Gasen und Flüssigkeiten experimentierte. Er löste mithilfe von Druck Gase in Flüssigkeiten auf, um anschließend den Druck wieder fortzunehmen. Geht die Druckentlastung schnell vonstatten, perlen Gasblasen aus.

 

1857-1869

Felix Hoppe-Seyler schlug 1857 den Bogen zur Dekompressionskrankheit und stellte die Theorie der Gasblasenembolie auf. Leroy de Mericourt schrieb 1869 eine medizinische Abhandlung mit dem interessanten Titel: „Vom physiologischen Standpunkt her betrachtet ist der Taucher eine Flache mit Sodawasser“. Der Forscher erwähnte auch die Zusammenhänge zwischen der Tauchtiefe, der Tauchzeit und der Aufstiegsgeschwindigkeit. Dies hatte allerdings noch keine Auswirkungen auf die Praxis.

 

1878

Paul Bert führte weitere Untersuchungen durch und brachte 1878 ein Taucherlehrbuch heraus. In diesem Buch erklärte er den Tauchern, wie sich Druck, Zeit und Luft auf ihre Körper auswirken. Bert entdeckte die bedeutende Rolle des Stickstoffs bei der Taucherkrankheit und beschrieb, wie sich reiner Sauerstoff unter Druck verhält. Beide Gase können unter bestimmten Bedingungen großen gesundheitliche Schaden anrichten. Der Pariser Physiologieprofessor empfahl, 20 Minuten Dekompressionszeit für jedes Bar Druckentlastung aufzuwenden.

 

1905-1907

John Scott Haldane schickte im frühen 20. Jahrhundert Ziegen auf „Tauchgang“, und zwar in der Druckkammer. Er simulierte 60 Meter Tiefe und stellte fest, dass fette Tiere eher dekompressionskrank wurden als magere. Haldane erstellt daraufhin im Jahr 1907 seine berühmten Dekompressionstabellen vor, die in den nächsten 25 Jahren als wichtige Forschungsgrundlage dienten und immer weiter verfeinert wurden.

 

Unsere Zeit

Mit Aufkommen der Tauchcomputer verloren die alten Dekompressionstabellen an Bedeutung. Sie stellen ohnehin nur rechteckige Tauchprofile dar, die beim Sporttauchen so gut wie nicht vorkommen. Im Freizeitbereich sind treppenförmige Tauchgangprofile verbreitet, die sich nicht durch eindimensionale Tabellen abbilden lassen.

Die Vorgänge, die eine Dekompression im menschlichen Körper auslöst, sind derartig komplex, dass sie bis heute nicht als vollkommen erforscht gelten. Doppleruntersuchungen ermöglichen in unserer modernen Zeit einen Nachweis von Mikrogasblasen sowohl im arteriellen als auch im venösen Blut. 2015 stützten sich darauf mehrere große wissenschaftliche Studien. Wer als Taucher am Puls der Zeit bleiben möchte und sich für die medizinischen Grundlagen interessiert, hat also viel Stoff zum Stöbern. Wichtig ist, alle Erkenntnisse zu nutzen, um Verletzungen und Krankheiten vorzubeugen. Für eine Welt, in der die Taucherkrankheit keinen Platz mehr hat.

1. Bild von Bobbi Wu auf unsplash.

2. Bild von Mael BALLAND auf unsplash.

3. Bild von joffi auf Pixabay

4. Bild von Brendon Stewart auf unsplash.