Wracktauchen – Friedhof gesunkener Giganten
Schiffswracks üben vor allem auf begeisterte Taucher einen besonderen Reiz aus. Weltweit gibt es unzählige Wracks, die sich betauchen lassen. Nicht nur gesunkene Schiffe und Flugzeuge aus dem Zweiten Weltkrieg befinden sich nach wie vor unter Wasser, selbst aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit gibt es noch erhaltene Wracks. Für abenteuerlustige Taucher, die faszinierende Unterwasserwelten erkunden möchten, bietet das Wracktauchen die Möglichkeit einzigartiger Taucherlebnisse.
Doch beim Wracktauchen ist einiges zu beachten, denn es geht mit einem gewissen Risiko einher. Daher ist es wichtig, sich zu informieren, welche Regeln bei der Erkundung gesunkener Schiffe und Flieger eingehalten werden müssen. Außerdem lohnt es sich für interessierte Taucher sich zu informieren, welche Wracks besonders sehenswert sind und sich durch eine spannende Geschichte auszeichnen.
—Inhaltsverzeichnis—
Tipps zum Wracktauchen
Dass das Wracktauchen auf viele Taucher eine große Faszination ausübt, lässt sich nicht bestreiten. Weiterbildungskurse zum Wracktauchen sind unter Tauchern äußerst beliebt. Taucher, die sich gerne im Wracktauchen probieren möchten, sollten allerdings auf verschiedene Regeln achten, da die mögliche Gefahr beim Wracktauchen höher sein kann als bei „normalen“ Tauchgängen.
Ausbildung
Eine entsprechende Ausbildung ist für das Wracktauchen unabdingbar. Der PADI Wreck Diver Brevet bietet Tauchern die passenden Grundlagen, die sie zum Wracktauchen benötigen. Wichtig ist, diese Ausbildung ernst zu nehmen und die eigenen Fähigkeiten durch regelmäßiges Üben zu vertiefen. So können Taucher auch in Gefahrensituationen souverän handeln.
Besonders wichtig für das Wracktauchen ist die Tarierung. Beherrscht ein Taucher diese nicht gut genug, kann es unter Wasser zu brenzligen Situationen kommen. Außerdem sollte ein Taucher in seinen Bewegungen ruhig und möglichst genau sein, um mögliche Sichtbehinderungen durch aufwirbelnden Sand zu vermeiden. Auch die präzise Tauchweise durch Türen und Öffnungen ist beim Wracktauchen wichtig.
Generell gilt, dass erfahrene Wracktaucher so wie Neulinge stets ihre Grenzen kennen und sich nicht zu viel zumuten sollten. Egal wie faszinierend das Wrack sein mag, eine besonnene und vorsichtige Tauchweise ist beim Wracktauchen das A und O.
Gefahren des Wracks
Vor Beginn des Tauchgangs sollten sich die Taucher umfassend über das entsprechende Wrack und das umliegende Tauchgebiet informieren. Hierbei helfen ansässige Tauchschulen, Fachzeitschriften, auf Tauchgänge spezialisierte Reiseveranstalter und das Internet.
Wracktaucher sollten sich darüber im Klaren sein, dass die Stabilität eines Wracks keinesfalls selbstverständlich ist. Durch äußere Einflüsse und andere Faktoren wie Korrosion kann ein Wrack jederzeit zusammenfallen, im schlimmsten Fall sogar alte Granaten oder Munition dabei auslösen und für die Taucher eine große Gefahr darstellen. Taucher sollten deshalb ihre Hände bei sich behalten, besonders wenn es um Türen und andere Aufbauten geht.
Außerdem sollten besonders enge Wege vermieden werden, damit der Taucher nicht hängen bleiben oder eingeklemmt werden kann. In engen Räumen können zudem schlechte Sichtverhältnisse herrschen, da Sand schneller aufgewirbelt wird. Dies stellt ein weiteres Sicherheitsrisiko dar.
Taucher sollten sich des Weiteren im Klaren darüber sein, dass Wracks vielen verschiedenen Lebewesen einen idealen Lebensraum bieten. Ob Algen, Muscheln oder Muränen, in einem Wrack gibt es viele, teilweise angsteinflößende, Meeresbewohner zu sehen. Wichtig ist, in solchen Situationen ruhig zu bleiben und sich nicht von bedrohlich aussehenden Tieren zu unüberlegten Aktionen verleiten zu lassen.
Weitere Sicherheitsmaßnahmen
Taucher sollten, wie auch bei anderen Tauchgängen, stets auf ihren Luftverbrauch achten. Da ein gewisser Teil des Luftvorrats als mögliche Reserve benötigt wird, sollten Taucher nicht mehr als ein Drittel ihres Luftvorrats verbrauchen, bevor sie mit dem Auftauchen beginnen.
Abgesehen von der üblichen Grundausrüstung sollten Wracktaucher den Kauf von Handschuhen und Helmen in Betracht ziehen. Diese bieten, besonders in engen Wracks, zusätzlichen Schutz. Außerdem ist beim Wracktauchen eine Sicherungsleine notwendig. Im Falle einer Gefahrensituation sollten Wracktaucher zudem stets über Signalmittel wie Bojen, Signalpistolen usw. verfügen. Für eine bessere Sicht unter Wasser stellt außerdem ein Scheinwerfer einen wichtigen Teil der Ausrüstung dar. Ein Messer hilft zudem, falls sich der Taucher verfangen sollte und sich schnell befreien muss.
Was ist erlaubt beim Wracktauchen?
Dass sich in den Wracks alte und wertvolle Gegenstände befinden können, mag für manche einen besonderen Reiz ausüben. Potenzielle Schatzjäger sollten sich allerdings darüber im Klaren sein, dass es schwerwiegende Konsequenzen haben kann, Gegenstände aus einem Wrack zu entwenden und dass ihnen hohen Strafen drohen können.
Einerseits stellt dies ein Sicherheitsrisiko dar, da eine Beschädigung der Ausrüstung oder Verletzungen nicht unwahrscheinlich sind beim Versuch, Gegenstände aus dem Wrack zu entfernen. Nimmt das Wrack selbst davon Schaden, können auch andere Taucher in Gefahr gebracht werden.
Außerdem sollten Souvenirjäger sich genau überlegen, ob sie es moralisch vertreten können, dem Wrack mit den entwendeten Gegenständen auch dementsprechende Informationen über die Geschichte des Schiffs zu stehlen.
Auch die Tatsache, dass auf den gesunkenen Schiffen meist viele Menschen ums Leben gekommen sind, sollte ein Argument dafür bieten, von der Entwendung von Gegenständen abzusehen. Aus Respekt an den Toten und deren Totenruhe sollten die Wracks anständig behandelt werden.
Die besten Wracks weltweit
Die Meere sind voller beeindruckender Schiff- und Flugzeugwracks, deren Erkundung äußerst vielversprechend zu sein scheint. Doch welche Wracks sind die bekanntesten? Welche zeichnen sich durch eine besondere Geschichte aus?
Wracktauchen Ägypten
Ägypten gilt als wahres Paradies für Taucher. Doch nicht nur die farbenfrohen Korallenriffe und die große Artenvielfalt der Meeresbewohner ist für Taucher vielversprechend, auch zum Wracktauchen eignet Ägypten sich hervorragend. Eines der bekanntesten Wracks in Ägypten ist die Thistlegorm. Bei ihr handelt es sich um ein britisches Marineschiff, das 1941 mit einem anderen Schiff kollidierte und daraufhin sank. Wracktaucher können bei der Thistlegorm nicht nur die beeindruckende Menge an Fracht bewundern, sondern auch viele verschiedene bunte Fische, Muränen und Schildkröten.
Wracktauchen Karibik
Wer sich nach einem Titanic-Feeling sehnt, für den ist das Wrack der Bianca C. genau das Richtige. Das enorme Wrack des Kreuzfahrtschiffes liegt im Atlantischen Ozean und ist mittlerweile in 40 Metern Tiefe zum Lebensraum für bunte Korallen und zahlreiche Fische und Meeresschildkröten geworden.
Wracktauchen in der Ostsee
Die Ostsee bietet interessierten Tauchern zahlreiche Möglichkeiten, Wracks zu erkunden. Mehrere hundert Wracks finden sich entlang der deutschen Ostseeküste, wobei es sich nicht nur um Schiffe, sondern auch um Flugzeuge handelt. Diese Wracks sind geschichtlich besonders interessant, besonders aus dem Zweiten Weltkrieg finden sich viele versunkene Schiffe, Boote und Flieger.
Viele dieser Wracks lassen sich in Tiefen von unter 9 Metern erkunden, so wie zum Beispiel ein Marineschlepper aus dem Zweiten Weltkrieg, der sich vor Warnemünde befindet. Für erfahrenere Taucher eignet sich außerdem das Wrack Jan Heweliusz, das 25 Meter tief vor Rügen liegt, besonders für einen spannenden Tauchgang.
Wracktauchen Malta
Die kleine Mittelmeerinsel Malta eignet sich perfekt für begeisterte Wracktaucher. Diese können beispielsweise das gesunkene Minensuchschiff P31, welches in 20 Metern Tiefe liegt, betauchen. Besonders beeindruckend ist das Wrack des Imperial Eagle, welches ganze 40 Meter tief liegt.
Gesunken ist der Imperial Eagle im Jahr 1999. Er war im Besitz der wohlhabenden Pisani-Familie und diente als Transportmittel für die Strecke von Malta nach Gozo. Von diesen Beispielen abgesehen bietet die Küste von Malta noch zahlreiche weitere Wracks, die sich für einen Tauchgang durchaus lohnen.
Wracktauchen Istrien
Die Halbinsel Istrien, welche sich an der nördlichen Adria befindet, ist ein idealer Ausgangspunkt für Wrack-Tauchgänge. Eines der bekanntesten Wracks ist das österreichische Schiff Baron Gautsch, welches 1914 mit mehr als hundert Passagieren an Bord sank. Grund hierfür war eine Minenexplosion. Das Wrack liegt nun in 28 bis 40 Metern Tiefe auf dem Meeresgrund.
Abgesehen von dem Wrack der Baron Gautsch stellen die Coriolanus, ein ehemaliges britisches Minensuchschiff, das seit 1945 in 16-28 Metern Tiefe liegt und das gesunkene Lastdampfschiff Hans Schmidt, das seit 1943 ca. 40 Meter tief im Meer liegt, weitere Beispiele der sehenswertesten Wracke Istriens dar.
Wracktauchen Sardinien
Auch die zweitgrößte Mittelmeerinsel Sardinien kann Wracktauchern einiges bieten. Im Golf von Cagliari liegt zum Beispiel die Isonzo, ein Schiff der italienischen Marine, das 1943 sank. Die Isonzo ist von beeindruckendem Ausmaß, mehr als 80 Meter lang. Sie liegt, seit es im zweiten Weltkrieg von einem britischen U-Boot getroffen wurde, 40-56 Meter tief auf dem Meeresboden.
Wracktauchen Korsika
Auf der zu Frankreich gehörenden Insel Korsika gibt es für Tauchbegeisterte viel zu entdecken. Zahlreiche Schiff- und Flugzeugwracks locken zusammen mit der vielfältigen Fauna und Flora interessierte Wracktaucher an. Besonders empfehlenswert ist das Wrack der Boeing B-17, die 1944 sank und seitdem ca. 25 Meter tief liegt. Eine weitere Option ist zum Beispiel das Wrack des italienischen Transportschiffs Alcione C., das in 25-35 Metern Tiefe liegt.
Wracktauchen im Bodensee
Wer gerne einmal Wracktauchen möchte, muss nicht unbedingt in die Ferne schweifen. Auch in Deutschland gibt es Möglichkeiten, in Wracks unter Wasser zu besichtigen, so wie zum Beispiel am Bodensee. Hier liegt die Jura, die 1864 mit einem anderen Schiff kollidierte und seitdem in 37 Metern Tiefe liegt.
Risiken
So groß die Faszination versunkener Wracks auch sein mag, die Risiken des Wracktauchens sollten nicht außer Acht gelassen werden. Für die Stabilität eines Wracks gibt es keine Garantie, und auch Holzsplitter oder spitze Gegenstände im Wrack können für Taucher gefährlich werden.
Außerdem sollte beim Umgang mit den Meeresbewohnern Vorsicht geboten sein. Muränen lassen ruhige Taucher meist in Ruhe, geht man allerdings unvorsichtig vor, kann es vorkommen, dass sie zubeißen.
Auch die Strömungen unter Wasser sollten bedacht werden, Taucher, die nicht einwandfrei tarieren können, sollten deshalb besser die Finger von Wrack-Tauchgängen lassen. Durch eine sorgfältige Vorbereitung, gute eigene Ausrüstung und vorsichtige Tauchweise können allerdings die meisten Gefahren vermieden werden.
Fazit
Ohne Zweifel bietet das Wracktauchen Tauchern ein ganz besonderes Erlebnis. Beim Wracktauchen können geschichtsträchtige Schiffe und Flugzeuge aus nächster Nähe erkundet und gleichzeitig die Unterwasserflora und -fauna zu erlebt werden. Deswegen ist das Wracktauchen bei unzähligen Tauchern besonders beliebt.
Weltweit bieten sich zahlreche Möglichkeiten für Taucher, verschiedene Wracks zu betauchen. Der Schwierigkeitsgrad variiert hierbei, auch die Tiefe der Wracks kann sich deutlich unterscheiden. Wichtig ist so oder so, dass sich Wracktaucher vorher sorgfältig über das Tauchgebiet und das Wrack informieren, über eine entsprechende Ausrüstung verfügen und sich beim Tauchgang stets ruhig und achtsam verhalten. Beachtet man all dies, steht einem spannenden Tauchgang zu den Unterwassergiganten nichts im Weg.