Hemmoor tauchen – Unterwasser im Norden
Das Wichtigste in Kürze
- Der Kreidesee Hemmoor liegt im niedersächsischen Hemmoor.
- Die Tauchbasis wurde mehrfach als die Beste im deutschsprachigen Raum ausgezeichnet.
- Um den See herum hat sich eine perfekte Tauchinfrastruktur etabliert.
- Unter Wasser befinden sich geflutete Industrieanlagen und andere Artefakte.
- Die Sichtweiten betragen bis zu 25 Meter, das Wasser gilt als kristallklar.
Der Kreidesee Hemmoor zieht über das Jahr verteilt etwa 30.000 Taucher an, die teilweise auch aus dem Ausland herbeiströmen. Der Ruf dieser Tauchstätte geht weit über die Landesgrenzen hinaus, denn hier gibt es ganz viel zu sehen und zu erleben. Hemmoor Tauchen, das bedeutet Abenteuertauchen in klarem Wasser, bis zu 60 Meter tief.
Bei dem Gewässer handelt es sich um einen menschengemachten See, ein Relikt aus mehr als einem Jahrhundert Zementproduktion. Die Zementfabrik wurde Ende 1983 stillgelegt, kurz darauf entdeckten Sporttaucher das traumhafte Tauchgewässer im Kreidesee für sich.
Aufgrund mehrerer Tauchunfälle in jüngster Zeit erhielt das Gewässer den Beinamen Todessee. Wenn es beim Tauchen zu Notfällen kommt, ist oft Selbstüberschätzung im Spiel. Aus diesem Grund geben wir euch an dieser Stelle eine Warnung mit auf den Weg: Taucht ausschließlich mit einem erfahrenen Tauchpartner an eurer Seite und haltet alle Vorschriften ein. Besonnene Kreideseetaucher vermeiden unnötige Risiken und helfen mit, Tauchunfälle zu verhindern.
—Inhaltsverzeichnis—
Tauchen Hemmoor – Das gibt’s zu sehen
Auf Taucher warten in Hemmoor zahlreiche Unterwasserattraktionen, teilweise natürlichen, teilweise menschlichen Ursprungs. Langweilig wird es keinesfalls, immer wieder gibt es etwas Neues zu sehen. Von den alten Förderbandgestellen über Teile eines Leuchtturms bis hin zu einer künstlichen Hügellandschaft und einem ansehnlichen Fischbestand: Sogar Tauchpartner, die Jahr für Jahr wiederkehren, entdecken die stille Welt im Todessee immer wieder neu. Im Folgenden die wichtigsten Attraktionen, die dich beim Tauchen Hemmoor erwarten.
Betonbomben | Betonbomben sind Betonschütt-Silos, die aus zwei Meter hohen Gestellen bestehen. Sie dienten einst der Zementverladung. Eine der beiden Bomben steht heute an der Straße, die andere wurde durch eine rote Boje markiert und eignet sich unter anderem als Ziel zum Apnoetauchen. |
Steilhang | Der markante Hang wurde manuell gegraben und besitzt keine Abstufungen. Er führt sozusagen ins Bodenlose, bis zu einer der tiefsten Stellen im Kreidesee. Weiße Flächen im Steilhang bestehen aus Kreideschlamm, dazu gesellen sich Formationen aus Feuerstein. |
Segelboot | Ein leidenschaftlicher Sporttaucher entschied sich im Jahr 2005, sein stark angeschlagenes, aber fahrtüchtiges Segelboot im See zu versenken. Das Schiff steht heute aufrecht auf der Unterwasserstraße mit gesetztem Segel. In der Kajüte tummeln sich regelmäßig Flussbarsche. |
Meisterbude und Gänge | Auch zwei alte Kellergänge sind unter Wasser beim Tauchen Hemmoor zu besichtigen. Sie messen 23 Meter in der Länge und haben eine Größe von zwei Mal drei Metern. Einer der beiden Gänge beinhaltete damals eine Förderbandanlage, der andere diente als Werkstatt und Meisterbude. Schränke, ein Ofen, eine Pritsche … Die Einrichtung führt heute ein Geisterleben hinter Absperrgittern. |
Brückenkonstruktion | Diese Brücke wurde einst von Lastwagen befahren, doch heute sind nur noch die Brückenköpfe übrig. Der Rest bestand aus Holz, das bei der Flutung aufgetrieben ist. Die Ruine liegt inmitten der Industrielandschaft über einem teils noch sichtbaren Graben. |
Autos | Zwei Autos haben ihre letzte Ruhe im Kreidesee Hemmoor gefunden. Bei dem einen Wagen handelt es sich um einen stark demolierten blauen Mitsubishi, der 1989 zum Wasserbewohner wurde. Das andere Fahrzeug, ein weißer VW Polo, gesellte sich etwas später hinzu. Er wurde von einem Filmteam im See geparkt und für Unterwasseraufnahmen genutzt. |
Leuchtturm | Bei dem sogenannten „Leuchtturm“ in Hemmoor handelt es sich eigentlich um den Sockel und die Spitze eines demontierten und versenkten Fernsehturms. Im unteren Bereich befindet sich noch die Tür, oben ein halber Blitzschutzkorb. Die Mitte des Turms dient an anderer Stelle als „Underwater Skywalk“. |
Wald | Unter dem Steilhang liegt der Unterwasserwald, ein optischer Höhepunkt beim Hemmoor Tauchen. Dabei handelt es sich nicht um die wenigen kleinen Bäume in der Randzogen, sondern um bis zu 10 Meter hohe Riesen, die ihre Wurzeln in einer schrägen Böschung in bis zu 55 Metern Tiefe haben. Bis ganz nach unten geht es nicht, die Taucher schweben zumeist über die Kronen des Waldes hinweg. |
Weißer Hai | Beim Hemmoor Tauchen trifft so mancher Abenteurer auf den örtlichen weißen Hai, eine Plastikfigur, die in ungefähr 10 Metern Tiefe liegt. Eine Reeleine führt vom Ufer direkt zu dem freischwimmenden, sieben Meter langen „Tier“, das sich hervorragend als Fotomotiv eignet. Den Plastikhai bitte nur anschauen, nicht anfassen! |
Underwater Skywalk
| Den sogenannten Underwater Skywalk bildet das Mittelstück des oben erwähnten Fernsehturms, der hier auch „Leuchtturm“ genannt wird. Ein Lastenhubschrauber postierte das rohrförmige Gebilde über der Steilwand, es ist ungefähr 16 Meter lang und 2 Meter breit. |
Chinesisches Tor | Das chinesische Glückstor steht seit 2015 auf dem Grund des Sees, es stammt aus dem Hinterhof eines China-Restaurants. Damals fand ein Apnoe-Happening vor dem Einstieg 0 statt, zu diesem Anlass konnten sich die Teilnehmer eine Glücksnummer am Tor auf 14 Meter Tiefe abholen. Heute befindet es sich vor dem Einstieg 1 und lädt dazu ein, es ohne jede Berührung zu durchtauchen. Wer das bei seinem Tauchgang schafft, hat einen Wunsch frei! |
Hemmoor Tauchen – Empfohlene Tauchrouten
Du siehst: Der Kreidesee Hemmoor ist so prall gefüllt mit Highlights und Attraktionen, dass wir gar nicht alle davon aufzählen können. Um deinem Erfahrungsgrad entsprechend möglichst viel zu sehen, empfehlen wir dir, einer der Tauchrouten zu folgen, die von der Tauchbasis Hemmoor erarbeitet wurden. So kommst du in diesem abenteuerlichen See maximal herum und findest unzählige verschiedene Fotomotive, ohne dich womöglich zu überfordern.
Hinweis
Eine Tauchanlage wie diese bedarf einer regelmäßigen Pflege und Betreuung. Darum erhebt die Tauchbasis von jedem Taucher eine Gebühr.
Route 1: Flugzeug und Plastikhai
Nutze den Einstieg E0 und stelle deine Kompassuhr auf 70 Grad. Als erste Attraktion begegnet dir auf 10 Metern Tiefe das Flugzeug, danach triffst du in 27 Meter Tiefe auf ein Rührstützen-Fundament. Dann geht es Richtungen Norden zu einem Förderband, einem Betontrümmerfeld und einem Seil, das dich zum Plastikhai führt. Auf dem Rückweg liegt noch ein versunkener Steg mit angeketteter Schatzkiste sowie der Steilhang.
Route 2: Segelboot und Steilwandblick
Die Route 2 beginnt am Einstieg E1. Du tauchst an der alten Pflasterstraße entlang in die Tiefe, an kleinen Bäumen und an zwei Ausbildungs-Plattformen vorbei. Es begegnet dir ein Segelboot, eine weitere Plattform und bei klarer Sicht ein herrlicher Panoramablick auf die Steilwand. Wer gut tarieren kann, schwimmt zur Abbruchkante hinüber, um eine Weile frei zu schweben. Anschließend geht es zur Betonbombe durch einen Unterwasserwald und wieder zurück über die Straße. Bei Einstieg 1 tummeln sich manchmal Schwärme von Lachsforellen.
Route 3: Lastwagen und Luftblasen
Um der Route 3 zu folgen, verwendest du den Einstieg E3 zum Hemmoor Tauchen. Tauche an der aufgespannten Leine entlang ab und wirble dabei möglichst keinen Sedimentstaub von Boden auf. Du triffst zuerst auf den Rüttler, dann auf einen 2006 versenkten Lastwagen. Von hier aus folgst du entweder der Anfängerroute oder du begibst dich in den Bereich der fortgeschrittenen Taucher. Erfahrene Sportler haben die Möglichkeit, in einem Gebäude Luftblasen zum Auftauchen zu nutzen. Danach geht es zur Meisterbude und zu einer alten Holztreppe. Die Route endet, nachdem der Kreideseetaucher unter der Rüttlerbrücke hindurchgetaucht ist, bei Einstieg 2.
Tipp
Die Größe der Luftblasen schwankt, weil die Hohlräume nicht ganz dicht sind. Die Luft erneuert sich also ständig, geübte Taucher können ein kurzes Mickey-Maus-Gespräch führen.
Route 4: Segelyacht und Fahrzeuge
Über den Einstieg E4B gelangst du auf die Route 4. Du siehst zuerst den alten Wohnwagen des DLRG auf 26 Metern, danach tauchst du an der Abbruchkante entlang zum Plateau mit der Segelyacht „Hemmoor“. In das Wrack solltest du dich nur begeben, wenn du eine Ausbildung dafür hast. Wenn du weitertauchst, triffst du auf zahlreiche Hinterlassenschaften des Tagebaus, zwei versenkte Autos und einen Wohnwagen. Die Route 4 bietet dir verschiedene Wahlmöglichkeiten, so erhält jeder Tauchgang seine individuelle Note.
Wichtig!
Das Schiffswrack sollte nur mit einem Wracktauch-Brevet von innen betaucht werden. Es dient übrigens als Ausbildungsobjekt für dieses Zertifikat.
Route 5: Versunkener Wald und Höhlen
Gleite bei Einstieg E5 ins Wasser, schwimme über das Flachplateau und tauche beim Abflussrohr in die Tiefe. Danach geht es an der Steilwand entlang bis auf 25 Meter Tiefe zu den Kronen des versunkenen Waldes. Halte Abstand von den morschen Zweigen, damit diese nicht brechen! Wenn der Wald sich lichtet, geht es am Steilhang wieder ein Stück hinauf zu den kleinen Höhlen im Felsen, die für Besucher zugänglich sind. Schaue dir die Wand vor allem in 8 Meter Tiefe an, dort ist sie besonders schön, weil dicht von Tieren und Pflanzen besiedelt. Jetzt geht es zurück ins Flachwasser und wieder an Land.
Route 6: Fischschwärme und Kleinkram
Der Einstieg für Route 6 ist nur per Boot erreichbar, er trägt die Nummer E0. Er befindet sich in der Kirchenbucht direkt an der Ankerboje. In 20 Meter Tiefe erreicht der Taucher eine Holztreppe und Eisengestelle. Danach folgt bis zu 10 Meter tiefes Flachwasser mit Büschen und Fischschwärmen, zum Beispiel jagende Forellen. Inspiziere die Rohrleitungen, Schaufeln, Gullys und Gummistiefel am Seegrund. Das Beste an dieser Strecke sind nicht allein die Attraktionen, sondern es ist die Einsamkeit.
Merke
Der Einstieg E0 ist wenig besucht, weil er sich nicht ad hoc erreichen lässt. Das macht die Route umso interessanter für alle, die gern ihre Ruhe genießen.
Route 7: Schiffswrack Mahusan und maximale Tiefe
Diese Route ist nur etwas für Tec-Taucher! Es geht hinab bis auf ungefähr 50 Meter zum Schiffswrack der Mahusan. Nutze den Einstieg E2, um an dieses spannende Ziel zu gelangen, denn hier herrschen optimale Bedingungen für technische Taucher. Von diesem Punkt aus gelangst du auch schnell auf Tiefe, während du an den Holztreppen, dem Rüttler und anderen Resten der einstigen Zementproduktion vorbeigleitest. Wenn du magst, kannst du bis ans Maximum gehen und die 59 Meter zurücklegen, die hier höchstens möglich sind. Tauche dafür quer über die Straße und dann die Steilwand hinab.
Hinweis
Der Einstieg 2 verfügt über große Ablageflächen für deine Ausrüstung. Du steigst komfortabel über die mittlere Treppe ins Wasser und stellst dich auf einen 1,30 Meter tiefe Plattform. Hier kannst du deine Sachen vollständig anlegen.
Welche Flora und Fauna erwarten mich?
Obwohl der Kreidesee durch menschliches Eingreifen entstand, erwartet dich beim Hemmoor Tauchen jede Menge Natur. Im Gewässer befindet sich eine abgesperrte Fischzucht, aus der immer mal wieder Forellen, Aale, Rotfedern, Schleien, Saiblinge und Stinten ausbrechen, um sich in der Freiheit prächtig zu vermehren. Im Uferbereich finden die Fische eine üppige, vielfältige Algenlandschaft vor. Außerdem dient der See als Heimat für Stichlinge, Barsche, Schnecken, Schwämme, Süßwassermuscheln und eine Vielzahl von Amphibien. Ein aufmerksamer Kreideseetaucher bekommt sicher auch den einen oder anderen Süßwasserkrebs zu Gesicht.
Zudem bietet dieser See fast immer gute Sicht, die regulär zwischen 10 und 15 Metern liegt. Herrschen besonders gute Bedingungen, dann sind an diesem Tauchspot auch 25 Meter Sichtweite keine Seltenheit. Wer über eine Unterwasserkamera verfügt, ist also gut beraten, diese einsatzklar zu halten. Dir bietet sich die Chance, tolle Bilder zu knipsen und spannende Filme zu drehen.
Hemmoor Tauchen – Das ist die beste Zeit
Die gute Sicht ist es, die in diesem See die meisten Taucher so sehr fasziniert. Diese hängt nicht so sehr von der Zahl der Unterwassergäste ab, sondern vielmehr vom Wetter. Regen und Sturm führen zu schlechten Sichtverhältnissen: Wenn der Wasserspiegel sich über das Normalniveau hebt und der Wind über den See streicht, schlagen die Wellen über das Ufer und nehmen auf dem Rückweg Kreide mit. Das verdüstert tagelang die Aussichten, das Wasser wirkt milchig.
Von Tauchern aufgewühlte Sedimente sinken schneller wieder herab, meist innerhalb weniger Stunden. Du brauchst in der Regel keine Tauchlampe für den Tauchspot Kreidesee, es handelt sich um ein sehr helles Gewässer. Das gilt sogar für große Tiefen.
Auch die Wassertemperatur ist ein wichtiger Faktor, wenn es um positive Taucherlebnisse geht. Leider handelt es sich bei diesem Kreidesee um ein kaltes Gewässer, das nicht selten bei 8 Grad dahindümpelt – sogar im Sommer. Hinzu kommt noch die relativ große Tiefe, in die kein wärmender Sonnenstrahl dringt. Warmwassertaucher sollten sich auf jeden Fall die warme Jahreszeit aussuchen und auf mehrere Tage Sonnenschein setzen, bevor sie sich hierher begeben. Auch dann heißt es: Zieh dich besser warm an!
Hemmoor Tauchen – Kosten
Für deutsche Urlauber bewegen sich die Anfahrtskosten zu diesem Tauchspot im niedrigen Bereich, auch Unterkünfte sind vor Ort günstig zu haben. Am Kreidesee Hemmoor befindet sich zum Beispiel ein gemütlicher Campingplatz, der schnellen Zugang zum Gewässer bietet. Für die Tauchgenehmigung wird eine Gebühr fällig.
No-Limit Hemmoor Tauchen pro Tag | 13,00 Euro |
No-Limit Wochenendkarte Freitag bis Sonntag | 36,00 Euro |
10-Tage-No-Limit (personalisierte 10er-Karte) | 117,00 Euro |
Tauchgenehmigung bis 14 Jahre | 6,00 Euro |
Jede Karte gilt für Pressluft, Trimix und Apnoe. An der Tauchbasis erhältst du außerdem Atemluft bei 200 bar je Flaschenliter für 50 Cents, Sauerstoff je bar/Liter für 0,010 Euro (Mindestpreis 6,00 Euro), Helium je bar/Liter 0,052 Euro (Mindestpreis 13,00 Euro) und Argon je bar/Liter für 0,021 Euro (Mindestpreis 3,80 Euro).
Fazit
Hemmoor Tauchen bedeutet für viele Taucher Abenteuerurlaub direkt vor der Haustür. Vor allem für Norddeutsche ist die Anreise ein Klacks, doch auch aus weiterer Ferne lohnt sich der Weg. Der Kreidesee gehört zu den schönsten Hotspots Deutschland, erhielt schon mehrere Auszeichnungen, wartet mit klarer Sicht auf und verfügt über unzählbare Unterwasserattraktionen. Hinzu kommt die hervorragende touristische Infrastruktur rund um das Gewässer. Im Grunde lässt sich hier nur das eine sagen: Das muss man gesehen haben! Passt aber immer auf euch auf, nehmt einen erfahrenen Tauchpartner mit und haltet euch an die Regeln. Nicht umsonst trägt dieses Gewässer den Beinamen „Todessee“; Selbstüberschätzung ist hier nicht angebracht. Dieser See ist wunderschön, hat aber auch seine Tücken.
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