Sidemount-Tauchen: Tauchgänge mit zwei oder mehr Flaschen

Jun 20, 2022 | 0 Kommentare

Das Wichtigste in Kürze

  • Beim Sidemount-Tauchen trägt der Taucher seine Flasche nicht auf dem Rücken, sondern an der Seite.
  • Spezielle Clips und Tarierjacken im Wing-Stil halten eine große Flasche oder zwei kleine von der Hüfte bis zum Oberkörper.
  • Der Wasserwiderstand ist geringer und Sidemount-Konfigurationen sind leichter und flexibler.
  • Sidemount-Tauchen ist sicherer, da Taucher einen besseren Zugriff auf die Ventile haben und die Flasche am Oberkörper des Tauchers mehr geschützt ist als am Rücken, wo sie Stößen ausgesetzt werden könnte.
  • Sidemount-Tauchen wurde ursprünglich von Höhlenforschern betrieben, ist aber inzwischen aufgrund der vielen Vorteile zu einem weltweiten Trend geworden.

Beim Sidemount-Tauchen wird die Tauchflasche seitlich am Oberkörper befestigt, statt sie wie beim klassischen Backmount-Tauchen auf dem Rücken zu tragen. Dies sorgt für mehr Flexibilität und Sicherheit. Während Sidemount-Tauchen früher nur bei Cave Diving vorgenommen wurde, wächst die Popularität der seitlichen Konstrution immer weiter. Viele Taucher haben sich bereits von der Vorteilhaftigkeit überzeugt und wollen bei ihren Tauchgängen nicht mehr auf die bequeme Sidemount-Konfiguration verzichten. In diesem Artikel erklären wir, wie Sidemount-Tauchen funktioniert, was die Vorteile sind, wie die Konfiguration vorgenommen wird und was bei der Wahl der Ausrüstung beachtet werden sollte.

Was versteht man unter Sidemount-Tauchen?

Tauchen mit einer Sidemount-Konfiguration bedeutet, dass der Taucher seine Flasche seitlich befestigt und mitführt, anstatt sie auf dem Rücken zu tragen (Backmount). Dies ist nicht nur bequemer und leichter, sondern verringert auch den Wasserwiderstand. Meist wird Sidemount-Tauchen beim Höhlentauchen und beim Wracktauchen verwendet, da die Konfiguration sich auch für schmale Passagen eignet und die Flasche gegebenenfalls schnell abmontiert werden kann. In den letzten Jahren ist Sidemount-Tauchen jedoch auch im Freiwasser immer populärer geworden, da die Art der Flaschenkonstruktion etliche Vorteile mit sich bringt.

Wie funktioniert das Sidemount-Tauchen?

Beim Sidemount-Tauchen wird entweder eine große Tauchflasche oder zwei kleine Tauchflaschen an einem Wing-Harness seitlich am Oberkörper des Tauchers angebracht. Die Fixierung erfolgt meist mit Bungee-Seilen. Außerdem wird das untere Ende an der Buttplatte oder dem D-Ring des Harnesses befestigt. Bei Sporttauchern werden für gewöhnlich Flaschen für Out-Of-Gas-Notfallsituationen mitgeführt, welche entweder an der normalen Tauchflasche oder auf der Brust befestigt werden. Diese sogenannte Ponyflasche erhöht allerdings den Wasserwiderstand und sorgt für Stabilitätsprobleme. Des Weiteren sorgt sie in Notfallsituationen nur für eine minimale zusätzliche Luftmenge, um den Aufstieg zu schaffen. Bei Sidemount-Tauchflaschen hingegen wird ein redundantes System genutzt. Die zwei Tauchflaschen, die seitlich befestigt werden, sind stabiler und reduzieren den Wasserwiderstand. Dazu wird auch sichergestellt, dass immer eine unabhängige Gaszufuhr vorhanden ist.

Die Vorteile des Sidemount-Tauchens

Die Vorrichtung wird erst im Wasser zusammengebaut, was besonders vorteilhaft ist für Leute, die kein schweres Gewicht tragen können. Der Transport der Flasche und der Zusammenbau des Tauchgeräts wird dadurch enorm vereinfacht und der Rücken leidet bei dem seitlichen Befestigen der Flasche nicht. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Ventile durch das seitliche Anbringen der Flasche wesentlich besser erreichbar sind, als wenn diese auf dem Rücken getragen wird. Zudem verringert sich der Wasserwiderstand durch die seitliche Konfiguration in Kombination mit einem horizontalen Trimm, wodurch gleichzeitig weniger Luft gebraucht wird. Des Weiteren ist der Zugriff auf die Ausrüstung erheblich einfacher. Taucher kommen problemlos und schnell an den Atemregler und die Ventile ihrer Flaschen und können dadurch Probleme zügig erkennen und beheben. Zudem sind die Ventile und die Flasche seitlich unter den Achseln des Tauchers besser geschützt als auf dem Rücken. Dort kann es eher passieren, dass die Flasche einem Schlag ausgesetzt wird oder hängen bleibt und beschädigt wird. Beim Sidemount-Tauchen ist das Risiko, dass die Flasche beschädigt wird, erheblicher geringer. Weitere Vorteile einer Sidemount-Konstruktion sind unter anderem:

  • Höhere Sicherheit: Die Gefahr eines Gasverlusts geht gegen null, weil die Konfiguration seitlich leicht zu bedienen ist.
  • Benefits beim Cave Diving: In engen Passagen ist die seitliche Anbringung von Vorteil und die Flasche kann gegebenenfalls kurz abgelegt werden. Dadurch ist man mit einer Sidemount-Ausrüstung wesentlich mobiler und bewegungsfreier.
  • Unabhängigkeit: Beim Tauchen mit Sidemount-Konfigurationen müssen keine traditionellen Backmount-Doppelflaschen ausgeliehen werden.
  • Verfügbarkeit: Sidemount-Tauchflaschen sind mittlerweile nahezu überall erhältlich.
  • Erleichterte Wartung: Die Flaschen lassen sich bei der Sidemount-Konfiguration wesentlich einfacher austauschen als bei einer Backmount-Konstruktion.
  • Leichtes Gewicht: Tauchen in unwegsamen Geländen ist weniger anstrengend.
  • Einfacher Transport: Sidemount-Ausrüstungen wiegen weniger und sind zudem nicht so sperrig wie Backmount-Konfigurationen. Dies ist auch bei Flugreisen praktisch, da weniger Kosten für das Übergepäck anfallen.

Die Konfigurationen beim Sidemount Tauchen

In den meisten Fällen tauchen Sidemount-Taucher mit zwei Flaschen, welche kleiner sind und erst im Wasser befestigt werden. Beim Sidemount Tauchen werden in der Regel Tarierjackets im Wing-Stil genutzt. Diese verfügen über eine Tragevorrichtung, einen sogenannten Harness, über welche die Flasche anders befestigt wird als bei den üblichen Tarierjackets, wo sich die Vorrichtung auf dem Rücken befindet. Die Befestigung der Flasche wird an der Hüfte und im oberen Brustbereich an der Achsel vorgenommen. Dies kann über eine große Flasche entweder einseitig oder mit zwei kleineren Flaschen beidseitig erfolgen. Bei der Konfiguration wird in der Regel ein elastisches System verwendet, welches über Bungees oder Schläuche funktioniert. Clips im Brustbereich halten die Flasche ebenfalls in ihrer Position. Des Weiteren wird an der Flasche ein Atemregler mit Finimeter, einem Druckmessgerät, angebracht und mit einem Inflatorschlauch an dem Tarierjacket angeschlossen. Meist wird der Harness durch Schrittgurte in der richtigen Position gehalten. Optional gibt es noch folgende Merkmale, die bei der Konfiguration vorgenommen werden können:

  • Manche Harnesse verfügen über Bleitaschen, um die Lage im Wasser auszutrimmen.
  • Bei manchen Harnessen können Teile ausgetauscht werden, sodass die Flasche sowohl auf dem Rücken getragen werden kann als auch an der Seite.
  • Wer Höhlentauchen möchte, kann einen Harness kaufen, bei dem sich die Schläuche weiter unten am Jacket befinden, um besser tarieren zu können.
  • An den Flaschen können auch Gewichte befestigt werden, um die Feintarierung während des Tauchgangs zu erleichtern – dazu wird das Band an der Flaschenhalterung gelockert und die Gewichte auf und ab bewegt.

Bei der Auswahl des richtigen Sidemount-Systems und dessen Konfiguration müssen verschiedene Faktoren beachtet werden. Je nach Art der geplanten Tauchgänge – beispielsweise im Freiwasser, für technisches Tauchen, Wrack- oder Höhlentauchen – und abhängig davon, welche Flasche man verwendet, bieten sich verschiedene Systeme an. Diverse Kombinationen an Harnessen und Tarierwesten stehen zur Verfügung, um sie individuell auf jeden Taucher und die kommenden Anforderungen anzupassen. Wichtig ist vor allem, dass man alle Clips und Befestigungen zügig und problemlos bedienen kann. Wer beispielsweise dicke Handschuhe beim Tauchen trägt, sollte üben, die Flasche und die Clips trotz Handschuhen bedienen zu können, damit es unter Wasser nicht zu Problemen kommt. Wer vom Boot aus tauchen möchte, sollte sich vergewissern, dass die Flasche und die Clips auch bei starkem Seegang oder einer sich bewegenden Heckplattform halten und bedient werden können. Es gibt zudem Harnesse mit Hybridsystemen, sodass sich der Taucher nicht im Vorfeld entscheiden muss, ob er lieber Sidemount- oder Backmount-Tauchen will und flexibel wechseln kann, ohne zwei komplette teure Tauchausrüstungen kaufen zu müssen. Beispiele für derartige Systeme sind:

  • OMS Tesseract
  • Hollis SMS100
  • DiveRite Nomad XT or EXP
  • White Arrow S-Wing
  • Custom Divers Rhino

Wer einen Sidemount-Tauchkurs belegt, lernt im Vorfeld den richtigen Umgang mit der Ausrüstung, ebenso wie die notwendige Wartung und Pflege. Dies ist besonders wichtig, da die teuren Gerätschaften bei der falschen Handhabung Schaden nehmen können und den Taucher dadurch bei seinem nächsten Tauchgang gefährden können. Die Absolvierung eines Tauchkurses bietet außerdem den Vorteil, die Materialien zuvor auszuprobieren, bevor man sich eine eigene Tauchausrüstung anschafft. Dadurch sinkt das Risiko eines Fehlkaufs. Weiterhin sind Tauchlehrer oft bereit, ihren Schützlingen bei der Wahl des richtigen Anzugs und einer geeigneten Tauchausrüstung zu helfen. Wer sich dennoch gegen einen Tauchkurs entscheidet, kann auch vor Ort im Geschäft eine Beratung durch einen Experten in Anspruch nehmen und dadurch sicherstellen, dass die gewählte Tauchausrüstung bestens zu der eigenen Person und den geplanten Tauchgängen passt. Manche Läden verfügen sogar über ein Becken, in dem die Tauchausrüstung getestet werden kann.

Bild von Domingo Trejo auf Pixabay