Der Anglerfisch – Tropischer Knochenfisch

Apr 15, 2021 | 0 Kommentare

Das Skelett der Knochenfische ist komplett oder teilweise verknöchert, der Anglerfisch mit seinen 49 verschiedenen Arten gehört dazu. Er lebt im Unterschied zum Tiefsee-Anglerfisch in tropischen und subtropischen Gebieten im flachen Wasser. Alle Arten gehören zur Ordnung der Armflosser, weil sie sehr markante Brustflossen und Bauchflossen haben. Außerdem zählen sie zur Familie der Antennariidae.

Den Namen „Anglerfisch“ tragen diese interessanten Lebewesen, weil sie ihrer Beute vorgaukeln, sie selbst seien eine Nahrungsquelle. Das erreichen sie durch perfektes Täuschen und Tarnen – und im richtigen Moment schnappen sie ganz plötzlich zu. Im Englischen heißt der Anglerfisch übrigens Frogfish.

Zu den bekanntesten Anglerfischen gehören:

  • Zweifleck-Anglerfisch (Antennarius biocellatus)
  • Commersons Anglerfisch (Antennarius commerson)
  • Zottiger Anglerfisch (Antennarius hispidus)
  • Warzen-Anglerfisch (Antennarius maculatus)
  • Indischer Anglerfisch (Antennarius indicus)
  • Augenfleck-Anglerfisch (Antennarius multiocellatus
  • Rundflecken-Anglerfisch (Antennarius pictus)
  • Leoparden-Anglerfisch (Antennarius pardalis)
  • Streifen-Anglerfisch (Antennarius striatus)
  • Randalls Anglerfisch (Antennarius Randalli)

Aufgrund ihrer perfekten Tarnung sind Armflosser wie die Anglerfische auch für Taucher nicht so leicht zu entdecken. Den Tieren gelingt es sogar, ihre Färbung der unmittelbaren Umgebung anzupassen, allerdings benötigen sie dafür einige Tage oder sogar Wochen.

Sie haben einen gewaltigen Appetit und fressen sogar Beute, die genauso groß ist wie sie oder etwas größer. Dabei scheuen sie nicht einmal davor zurück, ihre Artgenossen zu verspeisen.

Merkmale des Anglerfisches

Der Anglerfisch sieht nicht gerade fischtypisch aus. Sein Körper ist alles anderes als stromlinienförmig, sondern plump und gedrungen. Er hat keine Schuppen, stattdessen verfügt er über Hautauswüchse in Gabelform, die sich Spinulae nennen. Die Rückenflosse verfügt in ihrem weichstrahligen Abschnitt über 10 bis 16 Flossenstrahlen, die Afterflosse hat 6 bis 10 Flossenstrahlen.

Ein langweiliges Äußeres ist nicht Sache dieses Fisches, er zeigt sich in bunten Farben. Die Tiere können weiß, grün, gelb, rot, schwarz sein, aber auch fleckig und kunterbunt. Der Fowlerichthys ocellatus zeichnet sich durch seinen pinken Farbton aus! Ihr Aufenthaltsort sind die tropischen und subtropischen Riffe und dort ist ihre Farbenpracht die beste Tarnung. Auch innerhalb der einzelnen Arten gibt es keinen einheitlichen Dresscode, sodass die Tiere sich nur schwer unterscheiden lassen.

Der Körper der Antennariidae ist kurz mit 18 bis 23 Wirbeln, das Maul geht schräg nach unten und verfügt über Zähne im Gaumen. Die Rückenflosse ist mit drei Hartstrahlen ausgestattet, einer davon ist zur Angel geformt, die sogar einen Köder trägt (Illicium mit Esca). Die Angel ist häufig gestreift, der Köder ähnelt manchmal einem Wurm, ein anderes Mal einer Garnele oder einem Fisch: Das kommt ganz darauf an, welche Art von Anglerfisch du vor dir hast. An der „Beute“ an ihrem Illicium unterscheiden sie sich, aber auch an der Form ihrer Brustflossen und Bauchflossen.

Hinweis

Eventuell sind noch gar nicht alle Arten von Anglerfischen entdeckt. Erst 2009 geriet der Histiophryne psychedelica ins menschliche Blickfeld, der bis dato noch gar nicht beschrieben wurde. Die Gattung Fowlerichthys hingegen ist bereits seit 1941 bekannt. Es bleibt also spannend auf diesem Gebiet, im besten Fall wandelst du selbst auf den Spuren des Tiefseeforschers Dimitri Rebikoff und entdeckst einen neuen Fisch.

Ernährungsmerkmale des Anglerfisches

Anglerfische sind ausgesprochene Räuber, sie fressen vorzugsweise Garnelen und Fische. Regelmäßig fallen ihnen aber auch andere Anglerfische zum Opfer, es handelt sich also im Grunde um Gelegenheits-Kannibalen. Die Tiere verfolgen ihre Beute zuerst mit den Augen, der Rest des Körpers liegt absolut still.

Sobald sich das anvisierte Ziel genügend genähert hat, beginnt der Fisch, den Köder so zu bewegen, wie es dessen Form entspricht. Das heißt, dass er beispielsweise einen „Wurm“ sinusförmig nach Würmerart bewegt, während er sich selbst flach auf den Boden drückt. Kommt das Opfer auf etwa eine Körperlänge heran, dreht sich der Anglerfisch in Position und schnappt zu. Die Mundhöhle vergrößert sich dabei um das Sechsfache und die Beute wird im entstehenden Wasserstrom ins Maul geschwemmt.

Das Beutetier rutscht in die Speiseröhre, die sich sofort durch einen kräftigen Ringmuskel verschließt. Die ganze Aktion ist innerhalb kürzester Zeit vorbei, sodass du als Taucher sehr aufmerksam sein musst, wenn du einen Anglerfisch beim Fressen sehen möchtest. Übrigens wurde diese Fischsorte sogar schon dabei beobachtet, wie sie einen extrem giftigen Rotfeuerfisch verschlang, ohne dass es zu gesundheitlichen Problemen kam.

Übersicht bekannter Unterarten des Anglerfisches

Art

Lat. Bezeichnung

Wassertiefe

Vorkommen

Sommersprossen-Anglerfisch

Antennatus coccineus

1 bis 75 m

Weit verbreitet vom Roten Meer über Indopazifik, Philippinen, Komoren bis zu Salomonen, Seychellen etc.

Schwanzatemloch-Anglerfisch

Antennatus analis

2 bis 21 m

Australien, Hawaii, Japan, Osterinseln, Salomonen, Palau, Mikronesien etc.

Pygmäen-Anglerfisch

Antennatus linearis

4 bis 33 m

Hawaii, Komoren, Mauritius Indonesien, Molukken, Ost-Afrika, Süd-Afrika, Mosambik, Seychellen

Rose-Anglerfisch

Antennatus rosaceus

0 bis 130 m

Amerikanisch-Samoa, Australien, Indonesien, Rotes Meer, Marshallinseln, Philippinen,
Togian-Inseln etc.

Seitenatemloch-Anglerfisch

Antennatus duescus

30 bis 137 m

Bismarck Archipel, Hawaii, Borneo, Komodo, Indonesien, Papua-Neuguinea, Sulawesi, Maumere etc.

Leoparden-Anglerfisch

Antennarius pardalis

18 bis 50 m

Äquatorialguinea, Ghana, Elfenbeinküste, Gambia, Nigeria, Kongo, Kapverdische Inseln, Senegal, Sierra Leone, West-Afrika, Togo

Marmormaul-Anglerfisch

Iophiocharon

1 bis 10 m

Indonesien, Malaysia, Papua, Boreo, Sulusee etc.

Was Taucher über den Anglerfisch wissen sollten

Obwohl Anglerfische gefräßige Raubtiere sind, werden sie Tauchern aufgrund ihrer geringen Größe normalerweise nicht gefährlich. Sie werden ungefähr zwischen 3 und 20 Zentimeter lang, außerdem sind sie ungiftig. Tiefsee-Anglerfische können eine Länge von 1,20 Meter erreichen, doch der Mensch fällt auch nicht in ihr Beuteschema und taucht noch dazu selten in die Tiefsee ab.

Um diese Fischart zu beobachten, brauchst du wie der berühmte Rebikoff viel Geduld und ein gutes Auge. Anglerfische wie der Fowlerichthys sind Meister der Tarnung, sie passen sich ihrer Umgebung an, bewegen sich wenig und verschlingen ihre Opfer blitzschnell. Einen von ihnen zu Gesicht zu bekommen, ist ein echter Glücksmoment. Das Ausschau Halten lohnt sich, weil die Tiere interessante Formen und Farben aufweisen und ihr Jagdverhalten höchst einzigartig ist.

Hier ist der Anglerfisch zu finden

Halte in tropischen und subtropischen Gewässern nach Anglerfischen Ausschau. Die Tiere tummeln sich sowohl im Atlantik als auch im Pazifik, im Roten Meer und im Indischen Ozean (hier zum Beispiel der lophiocharon). Im Mittelmeer jedoch findest du sie nicht. Sie bevorzugen Gebiete mit einer dauerhaften Oberflächenwasser-Temperatur von 20 Grad Celsius und höher, kommen aber auch gelegentlich jenseits der 20-Grad-Isothermen vor. Einige Arten finden sich zudem in der Tiefsee.

Der Anglerfisch in den Gewässern der Kanaren und der USA

Geht du auf Tauchgang rund um die Kanaren oder an der Atlantikküste der Vereinigten Staaten, dann hast du ganz gute Chancen, trotz etwas kühlerem Wasser auf Anglerfische zu treffen. Besonders verbreitet ist der Frogfish aber im Indopazifik rund um die indonesischen Inselwelten. Halte am Meeresgrund Ausschau nach diesen Fischen, an Korallenriffen und Felsriffen bis höchstens 100 Meter tief.

Anglerfische im Brackwasser und im kalten Norwegen

Es gibt auch einen Brackwasser-Anglerfisch mit dem lateinischen Namen Antennarius biocellatus. Er ist im Brack- und Süßwasser verschiedener Flussmündungen zu Hause. Ein anderer Artgenosse aus der Ordnung der Armflosser, der Sargassum-Anglerfisch, lateinisch Histrio histrio, hält sich gern im treibenden Tang auf und lässt sich von den Strömungen des Ozeans manchmal sogar bis nach Norwegen verfrachten.

Der Anglerfisch – einzigartiges Lebewesen mit Wow-Effekt

In unseren Weltmeeren ergeben sich zahlreiche Gelegenheiten, Anglerfische und andere Armflosser mit armähnlichen Bauchflossen und Brustflossen zu beobachten. Sie laufen einem Taucher allerdings nicht einfach so über den Weg, sondern du musst ganz gezielt nach ihnen Ausschau halten. Sie sind Meister der Anpassung und verschmelzen optisch mit ihrer natürlichen Umgebung, den Riffen. Wer jedoch schon einmal einen Anglerfisch oder Frogfish beim Angeln zusehen durfte, den erfasst meist die Begeisterung: Dieser Fisch ist an List und Tücke kaum zu überbieten – und weiß es nicht einmal!

Bild von JNA auf Pixabay